Wie erkenne ich hochwertiges Futter?
Es gibt eine EU-Futtermittelverordnung, die verpflichtende Angaben auf dem Etikett vorschreibt:
Futtermittelart (Alleinfutter-, Ergänzungsfuttermittel)
Tierart (Katze, Hund)
Verwendungszweck (Erwachsen, Welpe, Senior)
Chargennummer
Herstellernummer
Nettomasse
Zusammensetzung und analytische Bestandteile
Mindesthaltbarkeitsdatum und Zusatzstoffe
Alleinfutter – muss alleine den täglichen Nährstoffbedarf des Tieres decken – also geeignet sein, den Hund sein Leben (oder im definierten Lebensabschnitt) lang bedarfsgerecht zu ernähren. Leider scheint es hierzu keine ausreichenden Regularien zu geben, da viele Alleinfutter keine echten sind.
Ergänzungsfutter – muss mit anderen Futtermitteln gemischt werden, damit es nährstoffdeckend ist.
Herstellernummer ist oft nicht der Anbieter bzw. die Marke selbst. Die wenigsten produzieren eigenständig. Der eigentliche Hersteller muss nicht namentlich genannt werden.
Bei der Zusammensetzung gibt es verschiedene Möglichkeiten der Deklaration:
Geschlossene Deklaration: Hier werden die Zutaten lediglich zusammengefasst und nicht einzeln aufgezählt (Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, pflanzliche Nebenprodukte). Welches Fleisch von welchem Tier verwendet wird, bleibt bei dieser Deklaration unbekannt. Damit ein Futtermittel mit einem bestimmten Inhaltsstoff beworben werden kann, müssen laut Gesetz mindestens 4% im Futter sein. Das bedeutet, dass ein Futter „Rind mit Hirse“ nur 4% Rind enthalten muss.
Halboffene Deklaration: Hier werden die wesentlichen Inhaltsstoffe prozentual aufgelistet. Aufgrund der nicht lückenlosen Aufschlüsselung können sich auch hier wieder viele Nebenprodukte verbergen oder nicht deklarierte Proteinsorten (Fleischsorten) enthalten sein. Tierische Nebenprodukte können alles sein, was sich für den menschlichen Verzehr nicht eignet: von Pansen, Euter, Blut bis hin zu Schnäbel, Hufe, Federn, Fell, Knochenreste oder sonstigen Abfällen.
Offene Deklaration: Diese Variante ist immer vorzuziehen. Es finden genaue Mengenangaben auf dem Etikett. Hier ist deutlich zu erkennen, welche Zutaten in welcher Menge im Futter enthalten sind. Fehlende Prozente (zu 100%) sind zugefügtes Wasser, wobei man diese Angabe oft nur unter „Feuchtigkeit“ bei den analytischen Bestandteilen findet.
Manchmal muss man ins Detail gehen und auf die genaue Wortwahl achten – so ist Fleisch nicht gleichzusetzen mit Muskelfleisch, Hühnermehl nicht gleichzusetzen mit Hühnerfleischmehl. Und die 4% Mindestzutat müssen bei dem Begriff „mit Huhngeschmack“ nicht eingehalten werden. „Ohne Zusatz von Zucker/künstlichen Aromastoffen“ heißt nicht unbedingt „frei von Zucker/künstlichen Aromastoffen“, denn „ohne“ bedeutet lediglich, dass dies im Futterherstellungsprozess nicht hinzugefügt wurde – dieses kann aber durchaus bereits z.B. in den verwendeten Zutaten enthalten sein.
Auch auf die Reihenfolge sollte man einen Blick werfen – die Zutaten sind absteigend angegeben. Die erste Zutat macht also den größten Teil des Futters aus.
Zucker muss in geringen Mengen nicht deklariert werden, verbirgt sich ansonsten auch gern hinter den Begriffen „Rübenschnitzel“ oder „Melasse“.
Durch den Herstellungsprozess (Erhitzung von Nassfutter auf 121 Grad) gehen teilweise Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente verloren. Diese werden oft als „ernährungsphysiologische Zusatzstoffe“ künstlich zugesetzt – auch teilweise, um ein Alleinfuttermittel zu sein.
Bestimmte Antioxidationsstoffe / Konservierungsmittel müssen ebenfalls nicht deklariert werden, erhöhen aber die Haltbarkeit von Fetten und Ölen, die teilweise relativ schnell ranzig werden. Öle können im Fertigfutter nur die Funktion der Energielieferung erfüllen, vor allem Omega-3-Fettsäuren sind hitzeempfindlich. Daher sollten Fisch-, Krill- und Algenöle frisch nach Bedarf ergänzt werden. Auch hitzeempflindliche Öle wie z.B. Leinöl (Rauchpunkt 107 Grad) sollten stets frisch hinzugefügt werden.
Bindemittel (z.B. Cassia Gum, Xanthan, Carrageen) werden häufig eingesetzt, können aber schuld an der Unverträglichkeit des Futters sein. Einige stehen im Verdacht, Allergien zu begünstigen. Hat das Nassfutter eine schnittfeste Konsistenz ohne Flüssigkeit, setzt sich kein Fett in der Dose ab, kann man davon ausgehen, dass ein Bindemittel eingesetzt wird.
Reinfleischdose ohne Bindemittel
Geschmacksverstärkende Zusatzstoffe / Aromastoffe werden teilweise ebenfalls eingesetzt (vor allem im Trockenfutter), um die Akzeptanz zu erhöhen. Hierfür führen ganz große Firmen teilweise eigene Tierversuche oder Ernährungsstudien an Hunden durch. Eine Liste tierversuchsfreier Tiernahrung hat PETA veröffentlicht.
Zu guter Letzt spielt für mich auch die Herkunft der verwendeten Zutaten eine Rolle. Haben die Rohstoffe Lebensmittelqualität? Woher stammt das Fleisch? Aber auch hier ist es recht unübersichtlich. Letzten Endes soll das Endprodukt Gewinn einbringen und gleichzeitig für den Verbraucher bezahlbar sein. Da bleibt die Qualität dann manchmal auf der Strecke.
Was gibt es für Alternativen?
„Du kannst das Essen für Dich und Deine Familie / Deine Kinder zubereiten? Dann kannst Du es auch für Deinen Hund!“
Die Sorge, dass jede Mahlzeit 100% ausgeglichen sein muss, ist unbegründet. Wenn Du abwechslungsreich fütterst und ein paar Dinge beachtest, wird Dein Hund mit allem versorgt, was er benötigt.
Dabei muss man das Futter nicht komplett selber zusammenstellen, man kann auch eine (Reinfleisch-) Dose nutzen und diese ergänzen.
Es gibt mittlerweile für jede Fütterungsform auch (künstliche) Komplettpräparate (Mineralstoffe, Vitamine). Diese erleichtern Dir vielleicht den Einstieg, da sie Dir mehr Sicherheit bei der Nährstoffversorgung geben.